Die Nachricht, die mir den Morgen verhagelte
Manchmal wacht man auf, greift halb verschlafen zum Handy – und zack, der Kaffee schmeckt plötzlich wie Bitterschokolade ohne Zucker. Genau so ging’s mir heute, als ich las: Bernd Meinunger ist tot. Der Mann, der uns „Ein bisschen Frieden“ geschenkt hat, ist am 17. Oktober 2025 im Alter von 81 Jahren gestorben. Laut übereinstimmenden Medienberichten verstarb er in seiner Villa in Grünwald an multiplem Organversagen. Ich sitze hier, tippe und habe diesen Ohrwurm im Kopf, der seit den ESC-Abenden meiner Kindheit irgendwo zwischen Chipskrümeln und Neonröhrenlicht wohnt.
Wer war Bernd Meinunger – und warum ist sein Name in unseren Köpfen eingesungen?
Falls du den Namen noch nie gegoogelt hast (erstmal: willkommen im Fanclub), Meinunger war der Texter, der dem deutschen Schlager und dem Eurovision Song Contest über Jahrzehnte eine Stimme gab. Zusammen mit Ralph Siegel schrieb er Hits, die inzwischen so tief in unsere Pop-DNA eingestickt sind wie Glitzer in ein Bühnenoutfit: „Dschinghis Khan“, „Theater“, „Johnny Blue“ – und eben dieses kleine, große „Ein bisschen Frieden“, mit dem Deutschland 1982 ESC-Geschichte schrieb. Und das ist nur die Spitze der Notenpyramide: Mehr als 5.500 Titel, über 400 Gold- und Platin-Auszeichnungen – Zahlen, die klingen wie Fanpost, die aus Versehen in der Statistikabteilung gelandet ist.
Mein Soundtrack: eine Familienfeier, ein Kassettenrekorder und dieser eine Refrain
Ich erinnere mich an eine Geburtstagsfeier meiner Tante – es gab Kartoffelsalat, der so mächtig war, dass selbst die Bowle Respekt hatte. Irgendwann lief „Ein bisschen Frieden“. Meine Oma summte, mein Onkel tat so, als könne er zweite Stimme, und ich drückte am Kassettenrekorder auf „Rec“, obwohl schon die halbe Strophe drauf war (Kinder der 90er verstehen den Schmerz). Das Tolle an Meinungers Texten: Sie waren nie nur Worte. Sie waren Gefühl. So schlicht, dass sie jede Küche füllen konnten, und so klug, dass sie noch im Flur nachhallten, wenn das Licht längst aus war.
Ralph Siegel, ESC-Nächte und ein Duo, das Pop-Geschichte schrieb
Es gibt kreative Duos, bei denen man nicht mehr weiß, wo der eine aufhört und der andere anfängt – Lennon/McCartney, Deichkind/alles, und eben Siegel/Meinunger. Fünf Jahrzehnte lang haben die beiden diesen bestimmten Schlagerschimmer kreiert, der live auf der Bühne wie frisch poliertes Messing blinkt – und zuhause auf dem Küchenradio trotzdem warm und nah bleibt. In den ersten Meldungen zu seinem Tod erinnert sich Siegel an seinen „kreativen Bruder“. Ich find’s schön, wenn Pop so menschlich klingt. Da ist plötzlich weniger Maschine, mehr Herz.
Warum diese Zeilen heute besonders schwer – und wichtig – fallen
„Schlager haben nur eine Botschaft: Fühlt euch wohl!“ – dieser Satz wird Meinunger zugeschrieben, und ich würde ihn mir tatsächlich als Küchenposter drucken (in Schönschrift, versteht sich). Gerade jetzt, wo die Timeline öfter nach Sturmflut als nach Sommerhit aussieht, ist diese Haltung pures Vitamin D. Meinungers Texte waren nie als Philosophie-Seminar gedacht. Und trotzdem steckte da immer was drin: Trost, Leichtigkeit, ein kleines Augenzwinkern. So eine Art Pop-Pflaster – farbig, klebrig, aber genau das, was hilft.
Ein Erbe zwischen Stadionhymne und Wohnzimmerlampe
Natürlich ist sein Name eng mit dem ESC verbunden – aber Meinungers Worte sind längst über die große Bühne hinausgewachsen. Sie funktionieren im Stadion, bei der Hochzeit deiner Cousine und am Sonntagmorgen, wenn du Socken sortierst und überraschend melancholisch wirst (passiert den Besten). Dass er neben deutschsprachigen Texten auch viel auf Englisch schrieb und unter Pseudonym arbeitete, passt zu einem, der Musik als Handwerk verstand – aber als Handwerk, das Funken schlägt.
Und jetzt? Lauter drehen. Mitsingen. Weitertragen.
Ich hab gerade die alte Playliste auf und ja, es ist kitschig – aber schöner Kitsch ist wie Schlagobers auf der Sachertorte: Er gehört einfach dazu. Bernd Meinunger hat die Sprache für diese Momente gebaut. Heute sage ich Danke. Für Refrains, die Türen öffnen. Für Worte, die halten. Und für das Gefühl, dass Pop nicht kompliziert sein muss, um groß zu sein. Wenn du magst, drück jetzt Play. Und wenn du mitsingst, singe ruhig zu laut. Das ist vermutlich die beste Art, ihn zu verabschieden.
P.S.: Falls du mich suchst – ich bin die Person, die im Wohnzimmer vor sich hin summt und so tut, als wüsste sie alle Strophen auswendig.
Quellen (verifiziert, deutschsprachig, SEO): RTL.de: Bernd Meinunger ist tot – „Ein bisschen Frieden“-Songwriter (17.10.2025) | Südwest Presse: ESC-Texter und Schlagerautor mit 81 Jahren gestorben (17.10.2025) | Promiflash: Schlager-Poet Bernd Meinunger verstorben (17.10.2025) | BILD: Ralph Siegel trauert um seinen Song-Poeten (17.10.2025)





