Willkommen in meinem Alltag – oder: Wie ich lernte, die Tafel zu lieben
Also gut, ihr Lieben, nehmen wir mal an, ihr wacht morgens auf, neben euch ein Kind, das die Nacht zum Tag gemacht hat – nicht aus Partylaune, sondern weil Schlafwandeln und Einnässen fast sowas wie das neue „Schatz, ich schnarch mal kurz“ geworden sind. Willkommen in meinem Leben! Ich heiße Melanie, bin 51, alleinerziehende Zweifach-Mama mit Superkräften – zumindest laut meinem Kaffee, der mich morgens mit mildem Augenrollen wachküsst.
Ein Alltag zwischen Taxifahrten, Therapien und abgelaufener Milch
Meine Jungs, Noah (13) und Paul (8), sind mein ganz persönlicher Tornado. Paul bringt zusätzlich noch ein paar Besonderheiten mit – Autismus, Wahrnehmungsstörungen, eine Skoliose und mehr medizinische Diagnosen, als auf eine Tafel Schokolade passen würden. Wie das aussieht? Nun ja, während andere Mütter Yoga machen, jongliere ich mit Terminplänen und Therapien – im besten Fall mit halbwegs sauberem Shirt und vollem Tank.
Als ich mich getrennt habe, war ich noch in der Gastro – bis das große „Mobbing-Massaker“ begann und ich mir dachte: Weißt du was, Selbstachtung ist mehr wert als Trinkgeld. Zack, Bürgergeld. Und zack, Realitätsschock deluxe. Ich habe literally jeden Tag bei der Tafel meine kulinarische Bucket-List abgearbeitet. Heute Linsen, morgen Dosenschmaus à la Überraschungsei für Erwachsene.
Arbeiten ja – aber bitte nur zwischen 8:00 und 12:59 Uhr
Jetzt arbeite ich bei einem Pflegedienst als Alltagsbegleiterin – Spoiler: das ist so ziemlich der einzige Job, bei dem ich keine Nachtschichten machen muss und trotzdem Menschen helfe. Mein alter Beruf als Arzthelferin? Leider nur was für Mamas mit flexiblen Großeltern, n‘anny auf Abruf oder übermenschlichem Zeitmanagement. Ich habe das Zeitmanagement eines Kaputten Weckers. Plus: Meine Kinder brauchen mich. Punkt.
Ob ich dafür Applaus oder Miete bekomme? Leider weder noch. Mein Gehalt ist knapp über der magischen Grenze, bei der man genau nichts mehr bekommt – außer Sorgen. Kinderzuschlag? Abgelehnt. Wohngeld? Immerhin. Und für den Rest gibt’s die Tafel. Kühlregalromantik, wir kommen!
Schuhe aus dem Schlussverkauf und Kino als Luxusgut
Unsere Mode kommt meist aus der Kategorie ‚Second-Hand, aber mit Stil‘. Außer Schuhe – da hört der Spaß auf. Die werden akribisch online gejagt, vorzugsweise in irgendwelchen Winter-Sommerschluss-Endlosverkaufsaktionen. Markenklamotten? Sind bei uns ungefähr so relevant wie Designer-Tapete im Zelt. Zum Glück haben die Jungs Geschmack, der sich nicht an Etiketten orientiert.
Freizeitgestaltung? Gibt’s, aber im Sparflammenmodus. Haustierpark – kostenlos, yay! Kino vielleicht im Winter, wenn man sich selbst als Popcornersatz mitnehmen darf („Ich esse eh nichts, Kinder!“). Der Große ist zum Glück im Jugendwerk aktiv – dort lernt er Erste Hilfe, Breakdance und vermutlich, wie man die Laune hebt, wenn Mama wieder mal sagt: „Nächsten Monat vielleicht, mein Schatz.“
Und wenn nichts mehr geht, hilft ein guter Plan. Oder zumindest Humor.
Paul ist meistens bei mir – weil er andere Menschen nicht so gut findet wie mich und weil seine Therapien mehr Nachmittage blockieren als ein Staffelmarathon Netflix. Ich fahre und fahre – das Dorfleben ohne funktionierenden Hogwarts-Express macht erfinderisch. Übrigens, Babysitter? Brauchen wir auch, wenn Elternabend ruft. Leider bezahlt sich der nicht mit einem Lächeln, sondern mit echtem Geld.
Familie? Gibt’s irgendwo in Nordrhein-Westfalen. Mein Vater ist tot, meine Mutter lebt, aber nicht in meinem Leben. Hilfe kommt sporadisch – also quasi so oft wie ein Lottogewinn.
Ich bin 24/7 im Einsatz, und ja – ich hatte mir alles anders vorgestellt. Vielleicht ein Partner, der mehr tut als nur monatlich überwiesen zu werden. Vielleicht ein Zuhause, in dem „Licht an“ keine Entscheidung mit Budgetauswirkung ist. Aber hey: Ich bin hier. Ich lebe. Und meine Jungs tun es auch. Irgendwie schaffen wir es. Mit Tiefkühlpizza, gebrauchten Jeans und einem Lächeln, das manchmal aufgemalt ist – aber immer ehrlich.
Mein Fazit? Ich bin nicht arm – ich bin kreativ im Überleben!
Also, wenn du denkst, dein Leben ist ein Chaos – komm vorbei, ich zeig’s dir in HD. Und falls du irgendwo zwischen Milchangebot und Therapiekalender einen Witz findest, lach ruhig mit. Humor ist das Einzige, was hier noch kostenlos ist.
Und wer weiß – vielleicht ist mein Leben kein Drama, sondern eine gut kaschierte Sitcom. Nur ohne Applaus vom Band.
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf einem Erfahrungsbericht zur Kinderarmut in Deutschland



