Ein Projektor surrt, das Licht flackert – und dann Stille
Manchmal verabschieden sich Legenden nicht mit einem Paukenschlag, sondern mit einem Seufzer. So war es bei Robert Redford, der am 16. September 2025 im Alter von 89 Jahren in seinem Zuhause in Utah friedlich eingeschlafen ist. Eine Ära hat den Abspann erreicht – und doch fühlt es sich an, als würde gleich noch eine Szene kommen. Kennt ihr das, wenn man nach einem großen Film einfach sitzen bleibt und den Abspann durchlaufen lässt, nur um den Moment festzuhalten? Genau so.
Der Mann, der den Westen im Blick hatte
Redford war nie nur das blonde Posterface der 70er. Klar, „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ machte ihn zum Mythos auf zwei Beinen, „Der Clou“ ließ uns trickreich grinsen, und „Jenseits von Afrika“ wehte wie eine staubige, warme Brise durchs Herz. Aber unter der Kinoleinwand-romantisierenden Oberfläche steckte ein seltener Mix aus Schalk und Substanz. Er konnte Washingtons Schatten in „All the President’s Men“ genauso glaubhaft beleuchten wie die stoische Einsamkeit in „All Is Lost“, in dem praktisch nur sein Atem und die Brandung die Dialoge übernahmen. Erwartung: Glamour in Großaufnahme. Realität: ein Schauspieler, der dem Schweigen eine Stimme gab.
Vom Posterboy zum Patron: Wie Redford Indie groß machte
Wenn Hollywood die große Autobahn ist, dann baute Redford die charmante Nebenstraße: das Sundance Institute und später das Sundance Film Festival. Dort bekamen unbequeme, zarte, wilde und einfach andere Geschichten ein Zuhause – lange bevor „Indie“ zum Prestige-Stempel wurde. Er hat nicht nur Filme gedreht, er hat sie möglich gemacht. Wie ein geduldiger Gärtner, der nicht am Keimling rüttelt, sondern den Boden pflegt. Ihr wisst schon: die Art Mentor, den man in Credits kaum sieht, aber überall spürt.
Und ja, natürlich gab’s den Oscar – nicht für ein Grinsen, sondern für die Regie von „Ordinary People“. Ein stiller Schlag ins Herz, der bewies, dass Zurückhaltung und Präzision oft lauter sind als alle Explosionen zusammen. Redford war nicht der Mann für den Donnerschlag. Er war der Mann für Nachhall.
Ein Abschied im Schlaf – und was bleibt
Es passt zu ihm, dass sein letzter Auftritt kein orchestriertes Spektakel war, sondern ein leises „Fade out“. Umgeben von seinen Liebsten, in den Bergen von Utah, dort, wo sein Lebenswerk mehr war als nur Zelluloid: eine Haltung. Gegen Zynismus. Für Neugier. Für die Idee, dass Geschichten die Welt nicht nur spiegeln, sondern anstupsen. Vielleicht sogar sanft in eine bessere Spur schieben.
Man könnte sagen, Redford sei die menschgewordene Goldstunde gewesen: warm, scharfkantig, manchmal blendend – aber nie prahlerisch. Ein Zeitfenster, in dem alles schöner aussieht, ohne unehrlich zu sein. Aber wisst ihr was? Goldstunden vergehen. Was bleibt, ist das Licht, das sie in uns angedreht haben.
Warum das uns etwas angeht (ja, auch dich)
Weil jeder, der schon mal ein riskantes Projekt gestartet, eine unpopuläre Meinung vertreten oder einfach trotzdem weitergemacht hat, ein bisschen Sundance in sich trägt. Redfords Vermächtnis ist kein Museum, sondern eine Aufforderung: Erzählt’s. Dreht’s. Schreibt’s. Baut die kleine Nebenstraße. Wenn euch jemand sagt, das Publikum wolle nur Popcorn – dann gebt ihm still eine Serviette und macht weiter.
Und für alle, die sich fragen, ob man große Gefühle ohne großes Getöse erzählen kann: Man kann. Redford hat’s vorgemacht. Der Mann, der auf der Leinwand die Sonne ins Haar bekam, hat hinter den Kulissen vielen anderen den Scheinwerfer zurechtgerückt.
Fazit: Die Lampe ist aus – das Kino bleibt an
Robert Redford hat Hollywood beigebracht, dass Eleganz kein Frack ist, sondern eine innere Haltung. Sein Tod ist ein zartes „Cut“, nicht das Ende der Geschichte. Also bleiben wir noch einen Moment sitzen, lassen die Musik spielen und lesen die Namen, die ohne ihn vielleicht nie erschienen wären. Dann stehen wir auf – und drücken auf „Play“.
Quellen (verifiziert, zuletzt abgerufen am 17.09.2025, Europe/Berlin): AP News: Robert Redford, Oscar-winning director and actor, dies at 89 · Reuters: Robert Redford dies aged 89 · The Guardian: Robert Redford dies at 89 · Der Spiegel: Robert Redford ist tot · Euronews (DE): Robert Redford mit 89 gestorben







