Jennifer Lawrence in San Sebastián – und ich mittendrin (auf dem Sofa)
Gestern Abend, am 26. September 2025, habe ich mir einen Teller mit viel zu vielen Pintxos zusammengestellt (ja, Nachkochen in Berlin ist legal) und den Livestream aus San Sebastián angemacht. Und dann war da dieser Moment: Jennifer Lawrence betritt die Bühne des 73. San Sebastián Filmfestivals und nimmt den Donostia-Preis entgegen. Ich schwöre, sogar mein Wohnzimmer hat kurz nach rotem Teppich gerochen. Wie oft bekommt man schon live mit, wie eine der prägendsten Schauspielerinnen unserer Zeit so selbstverständlich Charisma und Bodenhaftung mischt?
Ich hab’s gefühlt. Dieses leise Knistern, wenn große Filmgeschichte nicht nur erinnert, sondern weitergeschrieben wird. Lawrence hat sich bedankt – knapp, charmant, null prätentiös – und ich habe meinen Pintxo mit Anchovis unfallfrei bis zum Applaus balanciert. Multitasking, aber glamourös.
Warum der Donostia-Preis mehr ist als eine hübsche Trophäe
Der Donostia Award ist kein “Ach, du bist berühmt, nimm doch mal mit”-Pokälchen. Er ist ein Ritterschlag für eine Karriere, die nicht nur Kassen füllt, sondern Maßstäbe setzt. Und jetzt kommt’s: Jennifer Lawrence ist mit 35 die jüngste Preisträgerin dieses Ehrentitels – ein Rekord, der gleichzeitig logisch und unfassbar ist. Logisch, weil sie seit “Winter’s Bone” und “Silver Linings Playbook” konstant liefert. Unfassbar, weil man bei ihrem Film-Output vergisst, dass sie noch locker eine zweite Karrierehälfte vor sich hat.
Der Festivalplan war perfekt kuratiert: Preisverleihung – und danach direkt die Vorführung von “Die My Love”, ihrem neuen Film mit Lawrence in der Hauptrolle und Lynne Ramsay auf dem Regiestuhl. Ein Doppelpack, so elegant wie ein baskischer Sonnenuntergang über der Concha-Bucht. Ich liebe, wenn Festivals nicht nur feiern, sondern Kontext geben: Ehrung, Werk, Diskussion – fertig ist die cinephile Symphonie.
Die Worte, die hängen bleiben
Zwischen Blitzlichtgewitter und Festivalroutine sagte Lawrence Dinge, die nicht im Smalltalk-Regal stehen. Sie sprach über Verantwortung, über Haltung, über das, was außerhalb des Kinosaals passiert – klar, deutlich, unaufgeregt. Ich habe gemerkt, wie mein Sofa ein bisschen stummer wurde. Man kann zu Politik in Preisreden viel sagen (oder nix), aber wenn jemand mit Weltrang die Bühne nutzt, um Empathie einzufordern und Missstände zu benennen, dann ist das kein Störgeräusch – das ist die eigentliche Lautstärke.
Ich musste an die großen Momente erinnern, in denen Stars nicht nur Rollen, sondern auch Haltung zeigen. Kino ist Empathie im Großformat – logisch, dass eine Donostia-Laudatio nicht bei Nettigkeiten stehen bleibt. Mein innerer Kommentar? “Mehr davon, bitte.”
“Die My Love”: Film, der unter die Haut kriecht
Wenn Lynne Ramsay Regie führt, stell ich die Snacks beiseite. “Die My Love” – basierend auf der Romanvorlage von Ariana Harwicz – ist kein “mal schnell bingen”-Stoff. Es ist ein Gefühl, das dich packt, wenn du nicht aufpasst. Lawrence spielt eine junge Mutter, die sich zwischen Identität, Intimität und inneren Abgründen neu sortiert. Das ist nicht nur “anspruchsvoll”, das ist körperlich. Es sind diese Rollen, in denen Lawrence zwischen Verletzlichkeit und Urkraft pendelt, ohne je kalkuliert zu wirken – als würde sie die Kamera magnetisch neu ausrichten.
Ich hab mich an meine erste Ramsay-Erfahrung erinnert (“We Need to Talk About Kevin”), als mir nach dem Abspann erstmal die Wörter ausgegangen sind. Genau diese Sorte Kino liebe ich: Wenn man nach Hause geht und plötzlich die alltäglichen Geräusche anders klingen. Wenn eine Figur nicht von der Leinwand verschwindet, sondern bei dir auf dem Balkon eine Zigarette raucht (metaphorisch, keine Sorge, Hausordnung!).
Warum dieser Abend auch für Hollywood wichtig ist
Das Schönste an so einem Festivalmoment: Er ist ortsgebunden – San Sebastián, das Kursaal, das Meeresrauschen – und gleichzeitig global. Lawrence steht mit einer Karriere da, die Blockbuster und Autorenkino versöhnt. “Die My Love” markiert die Richtung: große Namen, große Themen, aber erzählt mit der Sensibilität, für die Lynne Ramsay berüchtigt ist. Und Lawrence als Produzentin? Heißt: Sie gestaltet die Stoffe, die sie spielen will. Zukunftssicher wie eine gute Wärmflasche im Arthouse-Winter.
Mein Fazit nach einem Abend voll Applaus, Gänsehaut und einem Pintxo zu viel: Dieser Donostia-Preis ist keine Rückschau, er ist ein Startsignal. Für eine zweite Halbzeit, die mutiger, politischer und gleichzeitig intimer werden könnte. Jennifer Lawrence hat nicht nur eine Trophäe eingesackt – sie hat die Erwartungshaltung hochgelegt. Und ich? Ich räume jetzt die Küche auf und überlege, ob ich fürs nächste Jahr schon mal Flüge nach Donostia checke. Man kann ja nie zu früh mit der Festivalplanung anfangen.
Quellen (verifiziert, unabhängig und SEO-optimiert):
• El País: Jennifer Lawrence erhält den Donostia-Preis und äußert sich politisch. ([elpais.com](https://elpais.com/cultura/cine/2025-09-26/jennifer-lawrence-recibe-el-premio-donostia-a-los-35-anos.html))
• Cadena SER: Pressekonferenz-Aussagen und Einordnung. ([cadenaser.com](https://cadenaser.com/nacional/2025/09/26/jennifer-lawrence-sobre-gaza-lo-que-esta-ocurriendo-es-nada-menos-que-un-genocidio-y-es-inaceptable-cadena-ser/))
• San Sebastián Filmfestival: Offizielle Ankündigung des Donostia-Preises und Screening von „Die My Love“. ([sansebastianfestival.com](https://www.sansebastianfestival.com/2025/news/1/22500/in))
• HuffPost España: J.A. Bayonas Laudatio, jüngste Preisträgerin, Screening im Anschluss. ([huffingtonpost.es](https://www.huffingtonpost.es/life/jennifer-lawrence-recoge-premio-donostia-aqui-gente-ama-cine-arte-alma-peliculas.html))
