Herbstzeit ist Taschentuchzeit
Kaum verabschiedet sich der Sommer mit einem letzten müden Sonnenstrahl, packt auch schon gefühlt jeder Dritte seinen Schal aus – weniger, weil’s stylisch ist, sondern weil die erste Herbst-Erkältung gnadenlos zugeschlagen hat. Auch ich konnte mich nicht retten. Nase dicht, Stimme weg, und der Husten klingt wie ein kaputtes Saxofon. Na ja, zumindest passt das zur Jazz-Stimmung da draußen.
Ich suchte Hilfe – und wurde überrascht
Also, was macht man als moderner, mündiger Mensch mit einigermaßen funktionierendem Immunsystem? Man googelt. Oder noch besser: Man schleppt sich ganz analog in die Arztpraxis seines Vertrauens. Und genau das tat ich – mit wallendem Schal, glasigem Blick und einer Tüte Hustenbonbons zur Sicherheit.
Im Wartezimmer erwartete mich eine illustre Truppe: Eine Mutter mit Zwiebelschicht-Outfit und vier gleichzeitig niesenden Kindern, ein älterer Herr mit mehr Taschentüchern als Haaren und ein Typ, der aussah, als hätte er gerade ein Wrestling-Match gegen seine Grippe verloren. Und da saß ich – mittendrin, tief eingeatmet und gehofft, dass meine Lungen das überleben.
Dr. Wer?
Dann kam er ins Spiel – mein behandelnder „Arzt“. Weiße Kittel, klar. Stethoskop, logisch. Aber irgendwas war… seltsam. Die Fragen, die er stellte? Irgendwie, sagen wir mal, unkonventionell. „Wie viele Löffel Honig essen Sie pro Tag?“ oder „Haben Sie probiert, den Husten mit warmen Kartoffeln zu behandeln?“ – ich dachte erst, das wäre eine neue Art von alternativer Medizin. Aber als er mir dann Bachblüten gegen Fieber empfahl UND gleichzeitig vorschlug, ein Instagram-Reel auf seinem Gesundheitskanal zu drehen, wurde ich stutzig.
An der Rezeption fragte ich vorsichtig nach. Die Dame dahinter schaute mich mit einem Gesicht an, als hätte ich gerade behauptet, ich wäre ein Einhorn: „Ach, Sie meinen Herrn Brandt? Das ist unser neuer Praxismanager, er hilft nur manchmal aus.“ Oh.
Der Schein trügt – auch mit Kittel
Da war er, mein großer Aha-Moment mit Halsschmerzen. Der Mann war kein Arzt! Er hatte nur (angeblichermaßen) ein Medizinstudium in einem entfernten EU-Land angefangen und kennt sich laut eigener Aussage „richtig gut mit Erkältungen aus“. Offenbar reicht heute ein weißer Kittel und ein sicherer Blickkontakt, um als Experte durchzugehen. Willkommen in der Ära der Halbgötter in Sneakers!
Ich hab’s mit Humor genommen. Was soll man auch machen, wenn einem ein Praxismanager in Jesus-Sandalen erklärt, dass Tee mit Kurkuma alle Probleme löst? Ich meine, ich liebe Kurkuma – aber gegen echte Viren hilft manchmal halt doch nur der Doc, der weiß, was ein CRP-Wert ist.
Fazit: Traue nie einem Fremden mit Stethoskop
Mein Rat nach dieser denkwürdigen Begegnung: Wenn du schon halb krank auf zwei Beinen in die Praxis schlurfst, achte wenigstens darauf, wer da an dir rumschnuppert. Nicht jeder, der wie ein Arzt aussieht, hat den lebenslangen Kaffee-Ausschank im Pausenraum der Anatomie genossen.
Und wenn du unsicher bist – frag nach! Denn Vertrauen ist wichtig, gerade wenn deine Lunge Geräusche wie Darth Vader macht. Und hey – solltest du wirklich mal einem „falschen Arzt“ begegnen, nimm’s mit Humor. Notfalls hilft ja doch der Kräutertee.
Quelle: Eigene Erfahrungen und herbstliche Halluzinationen in deutschen Wartezimmern
