Es war einer dieser Morgen, an denen die Kaffeemaschine mehr stöhnt als arbeitet und ich mir schwöre, den nächsten Espresso fair zu handeln – mit mir selbst. Dann ploppt am 24. September 2025 die Push-Nachricht aufs Handy: Claudia Cardinale ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Kurz Stille. Und dann läuft in meinem Kopf automatisch diese Mundharmonika aus „Spiel mir das Lied vom Tod“. Klar, Ennio Morricone hat nicht meinen Wasserkocher komponiert – aber heute klingt alles nach Kino.
Warum mich Claudia Cardinale schon als Teenie gepackt hat
Ich habe sie zum ersten Mal an einem verregneten Sonntagnachmittag entdeckt, als mich ein älterer Fernseher (mit der Tiefe eines Kühlschranks) zufällig in Sergio Leones staubige Weiten katapultierte. Da stand sie: Jill McBain – verletzlich und unerschütterlich zugleich. Mein Teenie-Ich verstand nicht alles, aber ich verstand eines: Wenn Cardinale den Raum betritt, wird das Licht plötzlich wach. Später folgten „8½“ (Fellini lässt grüßen) und „Der Leopard“ – und jedes Mal hatte ich das Gefühl, ich säße in der ersten Reihe einer Masterclass in Charisma.
Die Nachricht, die uns alle erwischt
Dass sie in Nemours bei Paris gestorben ist, im Kreis ihrer Familie – das liest sich so ruhig, so rund, wie der letzte Fade-out eines großen Films. Mehr als 100 Produktionen, von italienischen Meisterwerken bis zu internationalen Klassikern, liegen zwischen der jungen Frau aus Tunis und der Ikone, die heute weltweit betrauert wird. Ich denke an diese unnachahmliche Mischung: ein Blick, der mehr erzählt als so mancher Monolog, und eine Stimme, die – selbst wenn sie im frühen Kino manchmal noch nachsynchronisiert wurde – immer eine Haltung transportierte: Ich spiele nicht nur Rollen, ich schreibe Bilder in Köpfe.
Eine Ikone, die mehr war als ein schönes Gesicht
Claudia Cardinale war nie bloß Dekor. Sie verkörperte Frauen, die eigene Achsen haben – nicht nur die hübsche Drehscheibe im Orbit der Männer. Ob als Engel der Erinnerung in „8½“ oder als Angelica Sedara in „Der Leopard“: Sie war die, an der sich die Welt ausrichtete. Und ja, sie war auch politisch – eine Stimme für Frauenrechte, lange bevor das in Interviews zum Pflichtteil wurde. Legendär schön? Sicher. Aber eben auch legendär klar.
Kleine Beichte am Rande: Ich habe mir einmal eine alte 35mm-Filmrolle als Deko ins Regal gestellt. War natürlich kein Cardinale-Film (mein Konto sagte damals entschieden „nein“), aber jedes Mal, wenn ich daran vorbeigehe, denke ich an sie. So fühlt sich Kino an, wenn es hängen bleibt: wie ein Gegenstand, der plötzlich Erinnerung speichert.
Die Szene, die ich nie vergesse
Wenn ich nur eine Sequenz nennen dürfte, wäre es die Türschwelle in „Spiel mir das Lied vom Tod“: Cardinale im Gegenlicht, Staub in der Luft, die Kamera schwebt wie ein neugieriger Gedanke. Dieser Moment atmet. Und er beweist, warum Stars nicht einfach nur berühmt sind – sie sind Bezugspunkte. Selbst wer die Filme nicht gesehen hat, kennt das Gefühl: Irgendwo spielt eine Mundharmonika, und man weiß, es geht um mehr als nur um Cowboys.
Was bleibt – außer Gänsehaut
Claudia Cardinale hinterlässt ein Werk, das Filmgeschichte nicht nur illustriert, sondern mitdefiniert. Für mich persönlich bleibt eine Lektion: Wirkliche Größe hat mit Präsenz zu tun. Sie hat nie geschrien, sie hat nie überinszeniert. Sie war einfach da – und alles andere sortierte sich von selbst. Vielleicht ist das der Grund, warum sich die Nachricht von ihrem Tod so leise und doch so durchdringend anfühlt. Ein letzter Blick in die Kamera. Schnitt. Schwarzbild. Und trotzdem ein Echo, das nicht nachlässt.
Faktencheck in Kürze
- Gestorben im Alter von 87 Jahren in Nemours, Frankreich, am 24.09.2025.
- Durchbruch und größte Bekanntheit u. a. in „8½“ (Fellini), „Der Leopard“ (Visconti), „Spiel mir das Lied vom Tod“ (Leone) sowie „Der rosarote Panther“.
- Mehr als 100 Filme; eine prägende Stimme des europäischen Kinos der 1960er und 1970er Jahre.
- Weltweit gewürdigt und ausgezeichnet; eine lebenslange Botschafterin für starke Frauenrollen – auf und jenseits der Leinwand.
Ich werde heute Abend die alte DVD einlegen (ja, ich weiß, Retro), das Licht dimmen und der Mundharmonika noch einmal zuhören. Für Jill. Für Angelica. Für Claudia.
Quellen (in kleiner Schrift, kuratiert und SEO-optimiert):
— AP: Claudia Cardinale ist tot – Nachruf auf die Ikone europäischer Filmkunst ([apnews.com](https://apnews.com/article/9b16f5768b580999da557e08cf4d4d92?utm_source=openai))
— Reuters: Italienische Kino-Legende Claudia Cardinale mit 87 Jahren gestorben ([reuters.com](https://www.reuters.com/business/media-telecom/claudia-cardinale-tunisian-born-star-italian-cinema-dies-age-87-2025-09-23/?utm_source=openai))
— Euronews: Claudia Cardinale – 8½, Der Leopard und ein Leben für das Kino ([euronews.com](https://www.euronews.com/culture/2025/09/24/italian-actress-claudia-cardinale-star-of-8-and-the-leopard-dies-aged-87?utm_source=openai))
— Washington Post: Claudia Cardinale – Nachruf und Würdigung ([washingtonpost.com](https://www.washingtonpost.com/obituaries/2025/09/23/claudia-cardinale-actress-dead/?utm_source=openai))
